Initiative für Menschlichkeit, Frieden und Toleranz
(Beschlüsse des 85. Ordentlichen Landesparteitages am 5. Januar 1995 in Stuttgart)
Die F.D.P. Baden-Württemberg regt für 1995 anlässlich des Jahrestages des Ende des Zweiten Weltkrieges und des Jahrestages der Nürnberger Rassegesetze eine Initiative der deutschen demokratischen Parteien, Verbände und Medien für Menschlichkeit, Frieden und Toleranz gegen Nationalismus, Rassismus und Krieg an.
In kaum einem anderen Gesetz kam die menschenverachtende Intoleranz der nationalsozialistischen Ideologie so zum Ausdruck wie in den Nürnberger Rassegesetzen, die von der Bevölkerung akzeptiert und von den Juristen umgesetzt wurden.
Angesichts der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und des steigenden Antisemitismus in Deutschland sieht die F.D.P. daher die dringende Notwendigkeit zu einer solchen konzertierten Aktion.
Eckpunkte einer solchen Initiative sollten u. a. sein:
- Anregen einer intensiven öffentlichen Diskussion über die Werte Menschlichkeit, Frieden und Toleranz, z. B. durch Anzeigen, Artikel, Sendungen, Diskussionen, Veranstaltungen, Ausschreibungen von Wettbewerben, Projekttagen in den Schulen etc.
- Aufbau und Finanzierung einer internationalen Stiftung für Menschlichkeit, Frieden und Toleranz durch Deutschland zusammen mit den Alliierten des zweiten Weltkrieges und Israel, die über das Jahr 1995 hinaus tätig ist und durch Seminare, Austausche, Veranstaltungen usw. das friedliche und tolerante Zusammenleben der Völker fördert.
- Einrichtung einer zentralen Gedenkstätte an den Holocaust in Deutschland nach israelischem Vorbild.
- Förderung ausländischer Gedenkstätten zum Holocaust.
- Förderung von Jugendaustauschen mit den Ländern, in denen Verfolg stattfand.
- Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Nürnberger Parteitagsgelände, welche u.a. die Manipulierbarkeit der Massen durch ein geschickt agitierendes Regime vor Augen führt.
- In den Schulen sollte Krieg mehr als bisher thematisiert werden. Die Gräuel des Krieges sollten drastisch vor Augen geführt werden, so z. B. durch das Besuchen und Pflegen von Kriegsgräbern und Schlachtfeldern, das Studieren von objektiven Berichten und von Einzelschicksalen. Jedem Schüler muss bewusst sein, dass Krieg unsägliches Leid für Millionen von Menschen bedeutet, die nicht in ein einfaches "Gut-gegen-Böse"-Raster aufgeteilt werden können.
- Mehr Raum für die Diskussion und intensivere Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Judenvernichtung in den Lehrplänen.
- Einrichtung eines deutsch-israelischen Jugendwerkes.